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Der Wertekompass und meine persönlichen Werte

Lesedauer: 16 Minuten

“Was sind deine Werte?” – Als mir diese Frage zum ersten Mal in einem Online-Coaching-Programm begegnete, konnte ich damit erstmal so gar nichts anfangen. Klar hatte ich in der Schule schon mal von Werten und Normen gehört, auf denen eine Gesellschaft basiert – aber das war’s auch schon so ungefähr.
Mit meinen eigenen Werten hatte ich mich noch nie befasst. Ich hatte mich noch nie gefragt: “Was ist mir wirklich wichtig im Leben? Wie soll mein Leben aussehen?”
Dabei ist Klarheit über die eigenen Werte so wichtig, um authentisch das eigene Leben zu leben und Entscheidungen klar und guten Gewissens treffen zu können – mit dem „Wertekompass“ eben, der immer die richtige Richtung zeigt.

Denn genau das sind Werte: die Grundpfeiler, auf denen unser Leben aufgebaut ist.

Nach einem ersten halbherzigen Versuch begegnete mir das Thema dann immer wieder und schließlich setzte ich mich vor gut anderthalb Jahren endlich richtig eingehend damit auseinander. Wie ich das gemacht habe, erfährst du gleich – und ich lade dich ein, direkt mitzumachen: Mit dieser Übung erstellst du deinen „Wertekompass“, an dem du all deine Entscheidungen ausrichten kannst – weil du endlich klar vor Augen hast, was dir wirklich wichtig ist im Leben.

Das Ergebnis war eine bunte Liste mit meinen persönlichen “Top 7” – weiter unten im Text teile ich auch die mit dir und wozu es führte, dass ich immer wieder gegen sie verstieß.

Bevor wir beginnen, möchte ich noch anmerken: So wie wir Menschen uns ständig verändern, so sind auch unsere Werte nichts, was wir einmal definieren und dann für immer und ewig in Stein gemeißelt steht. Es ist wichtig, sich immer mal wieder die Zeit zu nehmen, um zu hinterfragen, welche Werte uns aktuell wirklich wichtig sind.
Bei mir zum Beispiel hat sich in diesem Jahr so unglaublich viel getan, dass es irgendwie nur logisch ist, dass auch meine Werte sich entwickelt haben. Die “Top 7”, die ich unten mit dir teile, sind trotzdem noch aktuell. Nur die Ausprägungen würde ich heute wohl anders beschreiben.

Doch nun erstmal zur Mitmach-Übung für dich:

Mein Wertekompass

Vor etwas mehr als einem Jahr sah das Ergebnis bei mir so aus:

meine wichtigsten Werte und ihre "Untertitel" - mein ganz persönlicher Wertekompass
Keine Angst, du musst das hier nicht entziffern – ich gehe gleich im Text auf alles ein.

Wenn ich das rückblickend so sehe, ist mir auch ganz klar, warum ich zu der Zeit immer unzufriedener mit meinem Leben, insbesondere meiner Arbeitssituation, war und wurde. Denn so ist es meistens: Hinter der Unzufriedenheit steckt schlicht und einfach ein Wertekonflikt. Und ich habe einige meiner Werte nicht ausgelebt, bzw. sogar in mancherlei Hinsicht genau entgegengesetzt gehandelt. Die Krux dabei war, dass mir das gar nicht bewusst war! Ich hatte mich schließlich noch nie konkret mit meinen Werten auseinandergesetzt. So habe ich in den entsprechenden Situationen einfach nur immer deutlicher gemerkt, dass es “zwickt” und mir ganz und gar nicht passt, konnte mir aber teilweise noch keinen Reim darauf machen. Seit ich Klarheit über meine Werte erlangt hatte, konnte ich einige Probleme endlich benennen – und dabei gingen mir nach und nach einige Lichter auf. 

Wert Nr. 7: Persönliches Wachstum

Ich fange mal ganz unten auf meiner Werteliste an. Auf Platz 7 meiner wichtigsten Werte steht “persönliches Wachstum” und als erster Unteraspekt “Neues lernen”. Ganz zum Schluss taucht dann noch auf “etwas bewegen” – genau das waren die ausschlaggebenden Gründe, weshalb ich mich für meinen Job entschieden hatte. Und die haben sich auch erstmal bewahrheitet. Dass das Neue im Verlauf weniger wurde, ist ja normal, das war auch weniger das Problem. Allerdings schwand auch das Gefühl immer mehr, wirklich “etwas zu bewegen”. Dieser Ausdruck ist für mich gleichbedeutend mit dem Sinn meiner täglichen Arbeit – und den konnte ich immer weniger sehen. Ich konnte nicht sehen, wie das, was ich jeden Tag an meinem Schreibtisch tat, zu den Veränderungen beitragen sollte, die bei unseren Kunden herbeigeführt wurden. Und das war für mich mit das schlimmste Gefühl! Gegen Ende meiner Anstellung formulierte ich es so: “Ich bin zu weit weg von all den positiven Veränderungen, die mir ab und zu berichtet werden.”
Darüber hinaus wuchs das Gefühl, meine Individualität, Kreativität, Originalität viel zu wenig ausleben zu können – ich konnte mich nicht ausreichend selbst zum Ausdruck bringen. Anfangs war das noch in ein paar Projekten der Fall, aber perspektivisch waren gestalterische Tätigkeiten in dem Sinne, wie ich sie mir gewünscht hätte, nicht mehr möglich bzw. vorgesehen. Mein Intellekt war zwar durchaus gefordert, aber auch nicht in der Richtung, die ich mir wünschte.
Dann taucht da noch das Reisen als Unterpunkt auf, den ich im weiteren Verlauf nochmal aufgreife.

Alles in allem wird schon hier klar, dass im Grunde genommen kein Aspekt dieses mir so wichtigen Wertes des persönlichen Wachstums erfüllt war. Ich suchte mir dann eben andere Wege und lebte ihn immerhin ein Stück weit im Privatleben aus. Doch damit nahm auch das Gefühl immer mehr zu, 40 Stunden meiner Zeit jede Woche mehr oder weniger zu verschwenden. Mir war auch damals schon bewusst, dass das alles andere als eine gesunde Arbeitseinstellung war und schon gar nicht die, die ich für mich und mein Leben beanspruche. Aber so war es und ich konnte das Gefühl auch nicht mehr drehen – da sprach wohl meine Seele ganz laut zu mir und sagte mir, dass das nicht mein Weg war. Und zum Glück hörte ich auf sie 🙂

Wert Nr. 6: Nachhaltigkeit

Der nächste “Wertekomplex” dreht sich rund um Nachhaltigkeit. Folgende Unterpunkte hatte ich vor anderthalb Jahren darunter eingeordnet: Natur, Natürlichkeit, Sinn, die Welt verbessern, Reflexion, Weitsicht, Umsicht, Rücksichtnahme, Intelligenz, Schönheit.
Dieses Thema geisterte eine ganze Weile in meinen Gedanken herum und ich versuchte, Wege zu finden, wie ich es in meinem Leben ausleben könnte. Besonders “die Welt verbessern” ist irgendwie so tief in mir angelegt, ich möchte fast sagen: mein Lebenssinn.

Ich glaube, meine Begeisterung für das Thema rührt vom ersten und vom letzten Unterpunkt her: Ich finde unsere Welt, die Natur um uns herum, so wunderschön und kann es daher nicht fassen, wie gedankenlos wir Menschen oft mit ihr umgehen. Somit war und ist es mir ein Anliegen, das Bewusstsein für Nachhaltigkeit und nachhaltige Entwicklung zu schärfen – und zwar für alle Dimensionen, die dazugehören: ökologisch, sozial/gesellschaftlich und ökonomisch. Hier versuchte und versuche ich, einfach in meinem Einflussbereich zu wirken, so klein der auch sein mag. Weniger Plastikverpackungen zu verbrauchen, regionaler und saisonaler zu essen; mein Essen mit zur Arbeit zu bringen, um möglichst selten Einweg-Abfälle zu produzieren; mit der Bahn zur Arbeit zu fahren statt mit dem Auto (was ich allerdings auch weniger stressig fand als morgens schon im Stau zu stehen); soziale Projekte zu unterstützen; ökonomisch langfristig zu denken; möglichst wenig zu drucken, falsch bedrucktes Briefpapier als Schmierpapier zu benutzen, Recycling-Papier zu nutzen, einen nachhaltigeren Office-Versand zu nutzen (nochmal unbezahlte Werbung: bei memo.de bzw. memolife.de kann man sogar eine wiederverwendbare Versandbox nutzen 🙂 ), etc. Hätten wir eigene Räume und Gebäude gehabt, hätte ich wahrscheinlich eine richtige Nachhaltigkeits-Kampagne gestartet.

So lebte ich diesen Wert eher im Kleinen und im Privatleben aus und im Umgang miteinander. Aber auch hier spielt wieder der Sinn eine große Rolle, wie ich ihn bereits weiter oben beschrieben hatte. Ich wollte meine Arbeit in einen größeren Zusammenhang setzen, was mir nicht gelang.

Wert Nr. 5: Frieden

Der nächste Wert, auf Platz Nummer 5 in meiner Liste, ist Frieden. Ja, am liebsten wäre mir der Weltfrieden. Ganz persönlich habe ich als Unterpunkte hier Ruhe, Harmonie, Zufriedenheit, Glück, Gemütlichkeit und Akzeptanz von allem, was ist, allem, was war und allem, was sein wird angeführt.
An dieser Stelle möchte ich unterscheiden zwischen innerem und äußerem Frieden.

Im Außen spielen Ruhe, Harmonie und Gemütlichkeit eine große Rolle für mich. Ruhe ist für mich oft gleichbedeutend mit Stille. Akustische Reize stressen mich einfach sehr schnell, ich bin sehr hellhörig – meine Noise Canceling-Kopfhörer (die Umgebungsgeräusche ausblenden) waren und sind ein absoluter Lebensretter für mich!
Auch, wenn wir nur zwei bis maximal vier Personen im Büro waren – am liebsten hätte ich zu 90% im Home Office gearbeitet. Wenn ständig jemand redet, auf einer Tastatur rumtippt oder, je nach Genervtheitsgrad meinerseits, auch tatsächlich einfach nur hörbar atmet, kann mich das in den Wahnsinn treiben. Ich mochte sowohl meine Kolleg*innen als auch meinen Chef persönlich sehr gerne – aber ich arbeite einfach fokussierter, effektiver und effizienter, wenn ich nicht ständig aus meinen Gedanken gerissen werde.
Dazu kommt noch der Gemütlichkeits-Faktor – zu Hause kann ich in Jogginghose rumlaufen, mich schnell umziehen, wenn es mir zu warm oder zu kalt ist, mich zwischendurch oder sogar zum Arbeiten selbst aufs Sofa chillen, etc. pp.
Du merkst schon, hier ist eine absolute Home Office-Verfechterin am Schreiben. Nun, mein Chef gehörte leider nicht dazu. Technisch wäre das ohne Probleme möglich gewesen, aber der Wille, das Verständnis, das Vertrauen waren einfach nicht da. Ich weiß nicht, was die ausschlaggebenden Punkte waren, aber das Thema war immer ein mehr oder weniger großer Kampf und für mich mit ein Aspekt, warum dieser Job für mich langfristig nicht funktionieren konnte.

Der innere Frieden – hier ausgedrückt durch die Begriffe (innere) Ruhe und Harmonie, Zufriedenheit, Glück und Akzeptanz – liegt natürlich und lag immer alleine bei mir. Rückblickend weiß ich, dass all das, was meine innere Ruhe, meine Zufriedenheit in dem Job störte, in mir lag. Ein Stück weit habe ich mich da ja auch schon während meiner Anstellung in die richtige Richtung entwickelt – zum Beispiel einfach Home Office-Tage selbst festgelegt, mir für Bahnfahrt und Büro oben erwähnte Kopfhörer gekauft und vor allem versucht, Kommentare, Verhaltensweisen etc. nicht persönlich zu nehmen. Doch das ist immer noch ein andauernder Prozess und wird wohl auch nie “fertig” sein.

Heute kann ich sagen: Ich bin froh um die Erfahrungen, die ich in diesen knapp zweieinhalb Jahren der Anstellung sammeln durfte. Ich akzeptiere, wie es war und bin sogar dankbar dafür. Doch vor allem bin ich dankbar, zufrieden, glücklich und stolz auf meine Entscheidung, meine Bedürfnisse, letzten Endes meinen inneren Frieden, zur Priorität zu machen, meine Konsequenzen daraus zu ziehen und diese Arbeitsstelle zu verlassen.

Wert Nr. 4: Authentizität

Mehr und mehr nähern wir uns nun den für mich wirklich essentiellen Werten. Der nächste in der Liste, Platz 4, lautet Authentizität. Darunter verstehe ich Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit, Gerechtigkeit – und Intuition. Auch hier erkenne ich wieder zwei Dimensionen von Authentizität. Die erste bezieht sich auf Außen und Innen gleichermaßen: Es ist mir wichtig, offen und ehrlich meine Meinung und meine Gefühle ausdrücken und ausleben zu können – und genauso, dass auch die Menschen in meinem Umfeld das tun. Das gilt natürlich auch für mein Arbeitsumfeld: Für mich muss es ein ehrliches, aufrichtiges, gerechtes Betriebsklima geben, damit ich mich wohlfühle. Was ich auf keinen Fall möchte, ist, anderen Informationen vorzuenthalten; etwas zu besprechen und damit dann hinter dem Berg halten zu müssen, ohne ersichtlichen Grund; wenn es keine Standards für den Umgang mit verschiedenen Situationen gibt – für mich bedeutet das nämlich, dass nicht alle gleich, also fair behandelt werden. Mobbing oder Lästereien wären für mich ein absolutes “No-Go” – und die gab es bei der Arbeitsstelle glücklicherweise auch nicht. Einige der anderen Punkte erfüllten irgendwann jedoch nicht mehr meinen Anspruch an Authentizität. Ich merkte jedenfalls zusehends, wie mich das belastete, wie jedes Mal eine innere Unruhe – und ja, auch Wut! – aufkochte, wenn es entsprechende Situationen gab. Und gleichzeitig fühlte ich mich machtlos, weil ich nicht das Gefühl hatte, irgendetwas dagegen tun zu können: Es war eben einfach so. Das konnte und wollte ich allerdings nicht weiter hinnehmen. Also Bye-bye 😉

Die andere Dimension der Authentizität ist für mich, meiner Intuition zu folgen. Ich hatte meine Intuition lange Zeit – besonders in der Zeit nach dem Abi, als es um wichtige Lebensentscheidungen ging – beiseite gedrängt, als sie mir z.B. sagte: “Studier Gesang!” oder “Zieh nicht zu deinem Freund!” Ich würde aber sagen, dass ich den Zugang zu ihr nie ganz verloren habe und so auch ganz viele Entscheidungen getroffen habe, die sich richtig gut anfühlten.
Besonders stark war die Verbindung zu meiner Intuition jedoch nicht. Sie wurde lauter und lauter, schrie mich schließlich an und nahm letzten Endes auch meinen Körper zu Hilfe, als ich immer noch nicht auf sie hören wollte. Nach und nach erkannte ich – auch mit Blick auf vergangene Entscheidungen – wie wertvoll und stark meine Intuition doch eigentlich ist. Und ich begann, wieder auf sie zu hören. Und das macht für mich eben auch Authentizität aus: Auf meine Intuition und damit auf meine Seele zu hören. Das zu tun, was mir entspricht, was mich (zurück) auf meinen eigenen Weg bringt. Und meine Intuition sagte mir sehr, sehr deutlich, dass ich mich mit dem damaligen Job eben nicht auf meinem eigenen Weg befand. Also nochmal: Bye-bye 🙂

Wert Nr. 3: Freude

Auf Platz Nr. 3 meiner wichtigsten Werte steht die Freude. Dazu muss ich wohl nicht viel sagen – Freude bedeutet für mich, Spaß zu haben, das Leben zu genießen, offen zu sein und Neues zu lernen, immer wieder über die Schönheit um mich herum und in mir zu staunen und kreativ zu sein.
Die Lebensfreude kam mir ein Stück weit abhanden, weil ich mich eben nicht auf meinem Seelenweg befand und eigentlich jeder Tag – ganz ehrlich gesagt – ein Kampf war. Ich wandte jeden Tag so viel Energie dafür auf, einfach nur den Alltag zu bewältigen, dass eben keine mehr übrig blieb, um das Leben so richtig zu genießen, Spaß zu haben, geschweige denn, kreativ zu sein.

Wert Nr. 2: Freiheit

Mit Rang 2 kommen wir nun aber zum absoluten Knackpunkt. Hier steht der Wert Freiheit mit den Unterpunkten Abenteuer, Individualität, Gestaltungsfreiheit, Freizeit, Reisen, Kreativität, Originalität und Natur. Selbst mit fast einem Jahr Abstand schmerzt es mich, das zu lesen und mich zu erinnern, wie sehr ich diesen für mich so essentiellen Wert lange vernachlässigt hatte.

Ich fange mal mit der Gestaltungsfreiheit an. Die bedeutet für mich, dass ich selbst entscheide, was ich wann, wo und mit wem wie tue. Was ich tat, konnte ich vor allem anfangs in der Anstellung noch gut mitgestalten. Allerdings bewegte sich die Zielsetzung der täglichen Arbeit dann in eine Richtung, die bedeutet hätte, dass ich zum allergrößten Teil etwas hätte tun müssen, was ich nicht tun wollte. Zum Wann ist zu sagen: Wir hatten Gleitzeit und Vertrauensarbeitszeit, was schon mal viel wert ist. Meine produktivsten Zeiten als “Eule” und Langschläferin liegen jedoch zwischen 12 und 21 Uhr (siehe Artikel “Wer schreibt?”). Und um 12 anzufangen, war eben trotz Gleitzeit nicht möglich. Auch über das Wo habe ich u.a. oben bereits geschrieben: Am liebsten hätte ich größtenteils von zu Hause aus gearbeitet, aber auch das war in dem Job eben nicht gewünscht. Mit wem ich arbeitete, war grundsätzlich okay – ich mochte meine Kolleg*innen am Standort selbst und auch deutschland- und weltweit sehr und konnte beruflich wie persönlich viel von ihnen lernen. Wie ich arbeitete, naja, das hing ja auch stark mit den anderen Faktoren zusammen. Am besten arbeite ich einfach, wenn ich eine optisch ansprechende, helle, akustisch ruhige Umgebung habe. Wenn ich mir Fokuszeiten setzen kann und darin dann auch nicht gestört werde. Wenn ich genügend Pausen mache, genug trinke und esse und mich zwischendurch bewege oder mich auch mal gemütlich hinsetzen oder -legen kann. Vieles davon liegt in meiner eigenen Verantwortung und die Vernachlässigung damit auch. Leider habe ich mich lange nicht getraut, zu sagen, wie ich es gerne hätte – das war wohl mein größtes Learning aus der Zeit. Jedenfalls war meine Gestaltungsfreiheit meiner Ansicht nach zu stark eingeschränkt und das musste ich ändern. Auch die Individualität ist in diesem Absatz glaube ich bereits ausreichend abgedeckt. Über Kreativität und – was da mit reinspielt – Originalität habe ich ja auch bereits geschrieben.
Bleiben noch Freizeit, Reisen, Abenteuer und Natur. Und die kamen vor allem deshalb zu kurz, weil ich überhaupt keine Energiereserven mehr hatte, um selbst kleine Reisen oder “Mikroabenteuer” zu planen und/oder durchzuführen. Nach Feierabend, an Wochenenden und im Urlaub war ich so sehr damit beschäftigt, meine Batterien wieder aufzuladen, dass einfach keine Zeit mehr für Abenteuer blieb.

Wert Nr. 1: Liebe

Zum Schluss komme ich nun zu dem Wert, der für mich der allerwichtigste ist: der Liebe. Dass die Liebe eine riesengroße Rolle für mich spielt, sieht man ja schon allein daran, wie viel Platz sie auf meiner Zusammenfassung einnimmt – und daran, dass sie gleich zweimal auftaucht. Denn auch hier sehe ich zwei ganz wichtige Dimensionen.

Zum Einen ist da die zwischenmenschliche Liebe. Zeit mit Freunden und Familie ist ein Faktor, der in meinem Leben nicht fehlen darf – und doch kam sie viel zu kurz, weil ich, wie oben beschrieben, neben der Arbeit einfach keine Energie mehr für irgendetwas hatte. Dazu gehören auch ein Stück weit die Gefühle von Gemeinschaft, Zugehörigkeit und Heimat. Alle anderen Unterpunkte drehen sich darum, wie wir miteinander umgehen: Interesse, Empathie, Mitgefühl, Verbundenheit, Wertschätzung, Respekt, Toleranz, Gerechtigkeit, Konstruktivität, Anerkennung, Hilfsbereitschaft, soziale & emotionale Intelligenz, Rücksichtnahme, Reflexion, Weitsicht, Umsicht, Offenheit und Bewertungsfreiheit – all das macht für mich das Miteinander aus. All das sind für mich Ausprägungen der Liebe, die ich in meinem Leben aus- und erleben möchte.
Das Zwischenmenschliche an meinem Arbeitsplatz stimmte wie gesagt zum allergrößten Teil. Ein absolutes “Killerargument” war jedoch die fehlende Zeit und Energie für Familie und Freunde: So konnte und wollte ich mein Leben nicht führen!

Wert Nr. 1+: Liebe

Und schließlich haben wir da noch die Liebe als übergreifendes Motiv, das hinter, in und über allem steht, was mir in meinem Leben wichtig ist. Und genau diese universelle Liebe war es, die mich durch die Zeit gerettet hat, in der es mir nicht gut ging. Ich spürte immer diese unendliche Liebe zum Leben an sich, zur Welt, zum Universum und zu allem, was darin existiert. Letzten Endes steckt darin auch die Liebe zu mir selbst – der feste Glaube, dass das Leben, mein Leben, ein Wunder ist, eine im wahrsten Sinne des Wortes einmalige Erfahrung; dass es dafür da ist, voll ausgekostet zu werden; dass es darauf wartet, von mir gestaltet, gelebt zu werden; dass ich so ziemlich alles tun und sein kann, was ich will – ich muss mich nur trauen, meinen eigenen Weg zu gehen. All das war irgendwie immer da, schon als Kind, hat mich durch alles getragen, was ich erlebte, hat mich immer wieder die kleinsten und großen Wunder um mich herum bemerken lassen. Und genau diese Liebe zum Leben war es auch, die mir nach und nach bewusst machte, dass ich von meinem Weg abgekommen war. Diese Liebe, dieser Hunger nach dem Leben, ließ mich innehalten und fragen: “War’s das jetzt? Sieht so mein Leben für die nächsten 40 Jahre aus? Soll sich das so anfühlen?” – um dann immer lauter rauszuschreien: “NEIN! Das soll sich NICHT so anfühlen! So soll mein Leben NICHT aussehen! Hier muss sich DRINGEND etwas ändern!”

Fazit

So gesehen trat meine Lebensweise auf einer anderen Ebene doch mit dem Wert der Nachhaltigkeit in Konflikt: Die Art und Weise, wie ich lebte – wie ich jeden Tag aufs Neue gegen meine Werte verstieß – war nämlich alles andere als nachhaltig. Und zwar für mein Leben. Ich hätte wahrscheinlich schon noch eine Weile so weitermachen können. Aber dann wäre ich so richtig krank geworden.

Das mag jetzt pathetisch klingen, aber ich meine es genau so:
Es wäre ein Verrat an meinem Leben gewesen, ein Verrat an meiner Seele.
Und zum Glück schenkte mir meine Liebe zum Leben die Energie und den Mut, es nicht so weit kommen zu lassen.

Mein Wertekompass zeigte mir letzten Endes doch den für mich richtigen Weg.


Und jetzt bin ich neugierig: Was sind deine wichtigsten Werte und wie lebst du sie? In welchen Bereichen möchtest du sie ab sofort mehr leben und was tust du dafür?

Lass mir gerne einen Kommentar da, schreib mir eine Nachricht über Instagram oder auch gerne eine Email.

5 Gedanken zu „Der Wertekompass und meine persönlichen Werte“

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  2. Liebe Eli,
    ich kann mich dem Kommentar von Eva eins zu eins anschließen. Du hast dieses Thema wunderbar klar und inspirierend formuliert und ich werde mich heute hinsetzen, meine Werte aufschreiben und dann vergleichen mit dem, was ich vor gut 2 Jahren schon mal aufgeschrieben hatte. Ich bin sehr gespannt, was dabei rauskommt.
    Danke für die Inspiration!

  3. Danke für diesen mal wieder ehrlichen und inspirierenden Beitrag, Eli! Ich konnte mich in so vielen Punkten aus deiner Geschichte wiederfinden und werde meinen freien Sonntag heute definitiv dazu nutzen, auch mal einen Blick auf meinen Wertekompass zu legen 🙂

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