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November ohne Blues – wie habe ich das geschafft?

Lesedauer: 19 Minuten

Im Gegensatz zu den letzten Jahren, habe ich es dieses Jahr unbeschadet und glücklich durch den November geschafft: Weit und breit kein Novemberblues in Sicht!

Diesem so ungewohnten Gefühl bin ich in den letzten Tagen auf den Grund gegangen und möchte dich hier daran teilhaben lassen – damit auch du möglichst gut durch die Wintermonate kommst.

Der Artikel startet mit einem Rückblick, geht dann in zwei “Bonusfaktoren” über – das waren die äußeren Umstände, die mich dieses Jahr gut durch den November brachten – und schließt mit dem Wichtigsten: der inneren Arbeit, die ich immer für mich nutzen kann, auch wenn die äußeren Faktoren nicht “mitspielen”.

Solltest du also nicht die Geduld haben, den ganzen Artikel zu lesen, lege ich dir unbedingt den Abschnitt “Der entscheidende Faktor: Meine Vorarbeit im Rest des Jahres” ans Herz!

Und nun: Viel Spaß beim Lesen!

Ach November, ich mag dich einfach nicht

Der November war schon immer der Monat, den ich am wenigsten mochte:

Ich bin ein Frühlingskind und brauche die Sonne und das Licht – im November aber wird es immer dunkler, grauer und kälter. Die Weihnachtsbeleuchtung, die den Dezember erhellt, ist noch nicht installiert, es stehen keine besinnlichen Feiertage, sondern eher “Jahresendstress” an, und bevor die Tage wieder länger werden, werden sie erstmal immer kürzer und kürzer… Bäh.

Nicht umsonst verbrachte ich 2011 und 2012 jeweils das Wintersemester an Orten, wo im November sehr viel freundlicheres Wetter herrscht: Mexiko und Australien. Endlich fühlte ich mich, als wäre ich zur Abwechslung mal in der richtigen Klimazone 😉

Die letzten Jahre: trübe Stimmung

Spätestens seit Mitte meiner Zwanziger verfiel ich – wieder zu Hause in Deutschland – meistens in den klassischen Novemberblues. Wie stark er bei mir einschlug, hing jeweils davon ab, in welcher allgemeinen Verfassung ich war:

Im November 2018 fühlte ich mich in meinem damaligen Job bereits völlig fehl am Platz, doch ich konnte es mir nicht zugestehen. Ich dachte, ich würde zu früh “aufgeben” und müsste noch länger “durchhalten”, bis ich mir das Recht “verdient” hätte, einen Wechsel in Betracht zu ziehen. Diese Selbstzweifel gepaart mit einem chronischen Zustand der Über- und gleichzeitig Unterforderung waren der beste Nährboden für eine waschechte Winterdepression.

Im Jahr 2019 war der November sogar okay, jedenfalls verglichen mit den Monaten davor. Über die letzten Monate hatte sich nämlich eine mittelschwere Depression manifestiert, die mit solchen Faktoren wie dem Wetter absolut nichts zu tun hatte – sondern mit den Umständen, die mich schon seit über einem Jahr beschäftigten.
Im November war für mich schon klar, dass ich etwas ändern würde – und auf die Gewissheit folgte die endgültige Entscheidung, meinen damaligen Job zu verlassen. Das war ein Befreiungsschlag, der womöglich verhinderte, dass eine novemberliche depressive Verstimmung aufkam. Oder sie fiel in der ohnehin schon vorhandenen Depression nicht noch zusätzlich auf…

Ein Jahr später war es um meine psychische Gesundheit – nach fast einem Jahr beruflicher Auszeit und Psychotherapie – wieder wesentlich besser bestellt. Ich hatte gerade meine Coaching-Ausbildung begonnen und blickte positiv und zuversichtlich in die Zukunft.
So war der November immer noch mein “least favourite” Monat, ich konnte das aber ganz gut hinnehmen und trotzdem gut für mich sorgen.

Und dann kam 2021, das erste Jahr meiner Selbstständigkeit. Und im November rutschte ich wieder in eine echte depressive Phase ab. Wie sich das anfühlte, kannst du in diesem Text aus dem November 2021 lesen.
Ich hatte mich nämlich das ganze Jahr über selbst so unter Druck gesetzt, dass ich schon mehrmals an den Punkt gekommen war, an dem ich wusste: Wenn ich jetzt nicht auf die Bremse trete, fahre ich voll gegen die Wand. Und jedes Mal bremste ich ganz leicht ab, hielt jedoch nie mal ganz an, um wieder Kräfte zu sammeln und meinen Kurs wirklich zu korrigieren. All das holte mich dann, wenig überraschend, in dem Monat ein, in dem die äußeren Umstände mir schon immer zu schaffen gemacht hatten.

November 2022: überraschend gute Stimmung!

Dieses Jahr überstand ich den November nun größtenteils unbeschadet. Ich hatte sogar relativ viel Energie, schaffte einiges und fühlte mich sehr oft sehr wohl.

Jetzt ist der Monat vorbei und auch, wenn ich so einem “glücklichen” November nie so recht trauen konnte, hat mich dieses Jahr tatsächlich kein Novemberblues ereilt.

Die erste Dezemberwoche habe ich intensiv dazu genutzt, auf den vergangenen Monat zurückzublicken. Denn die Frage, wie es überhaupt möglich war, ihn ganz ohne depressive Verstimmung zu überstehen, stellte ich mir mehr als nur einmal!

Außerdem: Der nächste November (oder auch Januar, den mag ich persönlich ja auch nicht viel mehr…) kommt bestimmt, und meine Erkenntnisse aus dieser Reflexion können mir – und hoffentlich auch dir – sicherlich nützlich sein, um einer depressiven Verstimmung vorzubeugen oder sie zu lindern.

Was also war dieses Jahr anders?

Bonus-Faktor 1: Sonne

Eine Sache, die im November 2022 definitiv anders war als in den Jahren davor, war das Wetter: Dieses Jahr hatten wir hier in der Pfalz den “goldenen November” (statt des üblichen goldenen Oktobers).

Es gab viele sonnige Tage und das “richtige” Novemberwetter setzte hier erst in den letzten Novembertagen so richtig ein.

Sonnenlicht ist für mein persönliches Wohlbefinden so ein wichtiger Faktor!
Wie wichtig, wurde mir erst 2011 in Mexiko so richtig klar. Schon eine Woche nach meiner Ankunft dort machte sich ein Gefühl in mir breit, das mich seitdem nicht mehr losließ:
“Jetzt weiß ich, was mir in Deutschland immer gefehlt hat (ohne es zu wissen): Diese Menge an Sonnenlicht!”
In Santiago de Querétaro, wo ich mein Auslandssemester verbrachte, gibt es besonders in den Wintermonaten einfach deutlich mehr Sonnenstunden als hier in unseren Breitengraden.

Während ich – gefühlt – besonders viel Sonnenlicht brauche, ist es für uns alle sehr wichtig:

Vereinfacht dargestellt, braucht unser Körper Sonnenlicht vor allem für die Produktion von Vitamin D, das wiederum für die Produktion von Serotonin verantwortlich ist – das Glückshormon, das für ausgeglichene Stimmung sorgt.
Bei Dunkelheit wird Serotonin in Melatonin umgewandelt, das uns müde macht und – in der richtigen Dosierung – für einen guten Schlaf sorgt.
Gemeinsam regeln Serotonin und Melatonin also einen gesunden Wach-Schlaf-Rhythmus.
Serotonin macht sozusagen wach, Melatonin müde.

Die vielen wunderschönen Tage mit strahlendem Sonnenschein diesen November haben sicher wesentlich zu meiner gehobenen Stimmung beigetragen!

Seit Ende November gab es jedoch auch hier so einige Tage, an denen es gar nicht so richtig hell werden wollte.
An solchen Tagen reicht mir das natürliche Sonnenlicht vorne und hinten nicht aus – selbst, wenn ich nach draußen gehe und es regelrecht aufsauge.

Deshalb bin ich sehr dankbar für die Tageslichtlampe, die ich mir letztes Jahr zugelegt habe: Sie hat die gleiche Farbtemperatur wie das Licht der Sonne und kann ebenfalls eingesetzt werden, um die Serotoninproduktion anzukurbeln!

Vitamin D3 und K2 supplementiere ich zusätzlich. Hierzu allerdings bitte mit der Ärztin deines Vertrauens sprechen!

Bonus-Faktor 2: Vorfreude und Fokus auf etwas Positives

Ein weiterer Faktor, der meine Stimmung diesen November sehr gehoben und damit einer Winterdepression vorgebeugt hat, war der Fokus auf eine schöne Sache:
Im Oktober bin ich – zusammen mit meinem Noch-Verlobten – so richtig in die Planung unserer Hochzeit eingestiegen! 🥰

Dafür standen im November jede Woche Entscheidungen an, sowohl für die standesamtliche Trauung im Dezember, als auch für die freie Trauung und unsere „große“ Feier nächsten Frühling.

Feiern zu planen und Gastgeberin zu sein, mochte ich schon immer sehr gerne! Und trotzdem trat diese Seite von mir – übrigens schon lange vor der Pandemie – in den letzten Jahren total in den Hintergrund.
Vor lauter Erschöpfung vergaß ich sie fast völlig, feierte noch nicht mal mehr meinen Geburtstag so richtig und nahm die “Standard-Feiertage” wie Weihnachten eher als stressig wahr.

Als ich seit 2019 meinen Blick immer mehr nach innen wandte, wurde die Gastgeberin in mir jedoch endlich aus ihrem Dornröschenschlaf erweckt, durch die Pandemie wieder ausgebremst – und jetzt macht es mir riesigen Spaß, unsere großen Tage zu planen 😊

Nun steht nicht jedes Jahr ausgerechnet im Dezember eine solche Feier an, die vorbereitet werden will.

Deshalb nehme ich mir jetzt schon vor, im nächsten dunklen November (oder eben auch im Januar) an einem ganz konkreten Projekt zu arbeiten, das mich a) mit Vorfreude erfüllt und bei dem ich b) die Fortschritte klar sehen kann.

Gerade in einem Jahr wie diesem, wo in der Welt um uns herum so viel Negatives geschieht, ist es so unendlich wichtig, uns irgendwo einen positiven Anker zu setzen!
Oder am besten gleich mehrere. Das war eine weitere Lektion aus meiner Zeit in Mexiko – die Menschen dort finden immer einen Grund zum Feiern 😊

Gerade jetzt brauchen wir schöne Dinge und liebe Menschen, mit denen wir Zeit verbringen und die unser Herz mit Freude füllen.

Auf welches Event freust du dich jetzt schon? Welchen positiven Fokus kannst du jetzt für dich setzen?

Tipp: Steigere die Vorfreude durch einen Countdown – z. B. mit einer App oder einem selbstgebastelten Abreißkalender (so haben wir das im Januar mit dem Einbautermin unserer Küche gemacht 😄)!

Unser selbstgebastelter Küchen-Vorfreude-Abreißkalender

Der entscheidende Faktor: Meine Vorarbeit im Rest des Jahres

Schönes Wetter und Vorfreude haben mir in diesem Jahr extrem geholfen, doch darauf kann ich mich für zukünftige dunkle Monate nicht verlassen.

Auf das Wetter haben wir keinen Einfluss; Tageslichtlampe Vitamin-D-Präparate & Co. sind nett, aber auch nicht als alleinige Lösung geeignet; und nicht in jedem Jahr steht so ein krass positiv aufgeladenes Ereignis an.

Deshalb bin ich sehr froh, dass der dritte und wichtigste Faktor für mein Wohlbefinden im vergangenen November dieser war: Die Summe all dessen, was ich schon das ganze Jahr über für mich getan hatte!

Denn dieses Jahr war hart. Als (hoch)sensibler Mensch haben mich einige Dinge, die in der Welt gerade passieren, sehr mitgenommen. Und gerade deshalb habe ich dieses Jahr erst recht einen Gang runtergeschaltet und meine Gesundheit – psychisch wie physisch – an allererste Stelle gesetzt.

Wie ich das genau angestellt habe, möchte ich dir im Folgenden beschreiben.

Nimm dir daraus gerne Anregungen für dich mit und probiere Dinge für dich aus, lass’ aber auch getrost links liegen, was sich für dich nicht stimmig anfühlt: Die folgenden Punkte stammen aus meiner Erfahrung – sie sind mein “Toolset”, das Ergebnis aus viel Ausprobieren, immer-wieder-Reinspüren und diversen Kurskorrekturen über die vergangenen Jahre.
Ich lade dich herzlich ein, deine eigenen Erfahrungen zu machen und dein eigenes zuverlässiges Toolset zusammenzustellen, das genau zu dir passt!

Konkret habe ich das ganze Jahr über die folgenden Dinge für mich getan:

1 – Die Nachrichtenflut eingedämmt

Unser Gehirn ist ohnehin schon darauf ausgelegt, Negativem mehr Bedeutung beizumessen als Positivem: Alles, was negativ auffällt, stellt eine potentielle Gefahr dar. Und da unser Nervensystem dazu da ist, uns genau davor zu beschützen, hat es dafür sehr feine Antennen – viel feinere als für die positiven Dinge, denn die sind für das Nervensystem “nice to have”, aber nicht wichtig.

Mit den Nachrichten verhält es sich ähnlich: Auch sie sind (ursprünglich) primär dazu da, uns vor potentiellen Gefahren zu warnen. Da in “klassischen” Nachrichtenmedien das Negative überwiegt, kann leicht der Eindruck entstehen, die Welt sei schlecht und gehe den Bach runter.

Wird das Nervensystem mit negativen Nachrichten aus aller Welt geflutet, kann es gar nicht anders, als in einen Panikmodus zu verfallen. Die Folge sind Kampf-oder-Flucht-Reaktionen und in letzter Konsequenz ein totaler Shutdown in Form der Abkopplung von jeglichen Gefühlen: Wenn ich mich nicht mehr mit den Dingen identifiziere, die um mich herum geschehen, tun sie mir auch nicht mehr weh und stellen sozusagen keine Gefahr mehr dar.

Um handlungsfähig zu bleiben und einem Shutdown des Nervensystems vorzubeugen, ist es also enorm wichtig, die Flut der negativen Nachrichten einzudämmen.

Soll heißen: Gezielt Nachrichten konsumieren statt sich den ganzen Tag damit dauerberieseln zu lassen. Push-Nachrichten von News-Apps auf dem Smartphone ausschalten und sich nicht alle 30 Minuten die ewig gleichen schlechten Nachrichten in Fernsehen und Radio reinziehen (Vorsicht: Die feinen Antennen unseres Nervensystems nehmen sie auch dann auf, wenn z. B. das Radio “nur nebenbei” läuft und wir nicht bewusst hinhören!).
Stattdessen überlegen: Worüber muss und will ich wirklich informiert sein und in welchem Maß? Wo gibt es die relevanten Informationen?
Und diese dann z. B. einmal am Tag abrufen, sei es im Internet, der Tagesschau oder der Zeitung.
Nur bitte nicht direkt als allererstes am frühen Morgen!

Genau das habe ich schon seit Beginn der Pandemie gemacht, seit dem Ukraine-Krieg erst recht. So konnte meine Fassungslosigkeit wieder einem klaren Kopf weichen und ich an meinen Themen weiterarbeiten, statt in (Mit-)Leid zu versinken – denn damit wäre gar niemandem geholfen!

Tipp: Es gibt mittlerweile einige Portale, die sich positiven Nachrichten verschrieben haben! Schau’ z. B. gerne mal bei Good News oder Perspective Daily rein. Und schon scheint die Welt nicht mehr ganz so schlecht.

2 – Mich in Akzeptanz geübt

Klimakrise, Kriege, Pandemie, Armut, Diskriminierung, Verfolgung, Ungerechtigkeiten an aller Ecke – ich habe mir dieses Jahr oft die Frage gestellt, ob die Menschheit eigentlich noch zu retten ist (geschweige denn unsere Erde).

Tief in mir lebt schon immer der sehnliche Wunsch, dass alle Menschen und Lebewesen auf dieser Welt friedlich miteinander leben – und dieses Sehnen meiner Seele schwang bisher immer unbewusst als Ideal mit in allem, was ich anging.
In anderen Worten: Ich wollte schon immer am liebsten die Welt retten.

Eine der heilsamsten Entwicklungen war es für mich, mich in diesem Jahr von dieser Idealvorstellung zu verabschieden.

Mit Blick auf die Menschheitsgeschichte habe ich bemerkt: Leider, leider hat es schon immer Kriege gegeben, weil Menschen unter dem Motiv, ihr eigenes Volk, ihre Familie, ihre Kultur etc. zu bewahren, andere bekämpften, die ihrerseits aus genau den gleichen Motiven handelten.
Man könnte meinen, aus solchen Geschichten hätte die Menschheit gelernt und wäre schon längst in der Lage, es besser zu machen und gemeinsame Lösungen zu finden – aber scheinbar findet dieser Lernprozess frustrierend langsam statt.

Kurz gesagt, bin ich zu der Überzeugung gelangt: größere und kleinere Kriege wird es vermutlich immer geben.
Und das ist auf schreckliche, ernüchternde Weise okay. Es scheint zur Natur der Menschheit zu gehören, das eigene Revier zu verteidigen und erweitern zu wollen. So, wie wir es auch im Tierreich beobachten können, nur – leider – in viel größerem, zerstörerischerem Ausmaß.

Heißt das jetzt, ich habe resigniert und denke “Ist halt so, kann ich nix gegen machen; es überhaupt zu probieren, wäre sinnlos”?
HELL NO.

Ich bin immer noch der Überzeugung, Menschen wie Putin und Konsorten in Russland, die Mullahs in Iran, die Taliban in Afghanistan, aber auch solche Gestalten wie die AfD hier in unserem Land, die mit nationalistischem Gedankengut und ständigem “wir” gegen “die” die Menschen gegeneinander aufwiegeln und offenbar nichts aus der Geschichte gelernt haben, müssen unbedingt gestoppt werden!
Und ich bin der Überzeugung, dafür braucht es jede*n von uns.

Nur: Um überhaupt in der Lage zu sein, die eigene Stimme gegen Ungerechtigkeiten zu erheben, müssen wir handlungsfähig sein. Und das sind wir nicht, wenn uns die Negativität der Welt überrollt und wir angesichts der Mammutaufgabe “Weltfrieden von heute auf morgen” (die bedeuten würde, mindestens 387 Brände gleichzeitig zu löschen) in Schockstarre verfallen oder in Weltschmerz ertrinken.

Ein gewisses Maß an Akzeptanz – die ich hier nochmal ganz klar von Resignation abgrenzen will! – hat mir dieses Jahr enorm dabei geholfen.
Das Rauszoomen aus den aktuellen Problemen und der Blick auf die gesamte Menschheitsgeschichte, zum Beispiel durch Dokumentationen über die Maya, war seltsam tröstlich, weil es den Druck von mir genommen hat, die ganze Welt auf einmal retten zu wollen.

Dieses Maß an Akzeptanz zu erlangen, war ein schmerzhafter Prozess. Und am Ende konnte ich wieder klarer sehen, wo und wie genau ich mich einsetzen möchte – und welche Felder ich anderen überlasse, um mich selbst zu schützen.

“Wir haben alle ein bisschen ‘Ich will die Welt retten’ in uns.
Aber es ist o.k., wenn du erst mal nur einen Menschen rettest.
Uns es ist o.k., wenn dieser Mensch du selbst bist.”

(Ein guter Plan)

3 – Meinen Fokus auf Positives gelenkt

Der Negativitäts-Effekt sorgt nicht nur dafür, dass uns negative Dinge mehr auffallen, sondern auch dafür, dass sie uns länger im Gedächtnis bleiben.
Als Gegengewicht ist es deshalb ungemein wichtig, den Fokus auch auf die positiven Dinge im Leben zu richten.
Denn genauso wie die negativen sind die positiven auch immer da! Wir bemerken sie nur oft nicht, weil unser Nervensystem (und auch die mediale Berichterstattung) ihnen eben keine Bedeutung beimisst – sie sind für uns selbstverständlich oder ziehen unbemerkt an uns vorbei.

Das Positive auch wahrzunehmen, können wir trainieren.
Am besten gelingt uns das, wenn unser Nervensystem in einer guten Verfassung ist und überhaupt die Kapazität hat, auf sie zu achten. Andererseits kann es eine entspannende Wirkung haben, die schönen Dinge des Lebens bewusst wahrzunehmen, weil dadurch das Signal an das Gehirn gelangt: “Schau, es ist nicht alles schlecht (a.k.a. gefährlich)!” Es handelt sich hierbei sozusagen um eine Positivspirale.

Eine Möglichkeit, den Positiv-Fokus zu trainieren, ist z. B. ein Dankbarkeitstagebuch.
Dabei ist es völlig in Ordnung, wenn es anfangs vermeintlich ganz kleine Dinge sind, die dort aufgeführt sind, wie das fließende Wasser und die Elektrizität in der Wohnung.
Nach und nach kommen immer mehr Dinge hinzu und der Blick weitet sich – dann fallen dir z. B. auch die Menschen in deinem Umfeld ein, die dir gut tun, du bemerkst das nette Lächeln der Frau im Supermarkt oder den schönen Baum am Wegesrand, an dem du seit Jahren einfach nur vorbeigelaufen bist. Und irgendwann fällt es dir vielleicht sogar leichter, das Positive in schwierigen Situationen zu erkennen – oder an den negativen Emotionen, die du dann fühlst, denn auch sie haben immer eine Botschaft für uns.

Woher ich das weiß? Weil ich das schon seit Jahren bewusst trainiere!
Genau daraus entstand schließlich Wunderland Coaching und mein “Wunder der Woche”, das ich über anderthalb Jahre lang wöchentlich bei Instagram gepostet habe und auch meine Follower*innen ermuntert habe, sich Gedanken darüber zu machen.

Denn all diese positiven Dinge, die ich oben genannt habe? Das sind die Dinge, die ich “Wunder” nenne! Denn das sind die großen und kleinen Wunder, die das Leben lebenswert machen.

Dieser Fokus hat mich dieses Jahr sehr getragen.

Probier’s doch mal aus: Schreib’ dir jeden Tag drei (oder mehr) Dinge auf, für die du dankbar bist. Und frag’ dich am Ende der Woche: “Was war mein Wunder der Woche”?

Auch hier möchte ich noch eine wichtige Abgrenzung vornehmen:
Toxische Positivität – das krampfhafte Suchen nach etwas Positivem in jeder noch so beschissenen Situation – ist kontraproduktiv. Toxisch eben. Wenn wir uns nämlich zwingen, positiv zu denken, obwohl es uns in Wahrheit gerade mies geht, entsteht 1. eine Dissonanz im Nervensystem und dadurch noch mehr Stress. Außerdem unterdrücken wir damit 2. die “negativen” Gefühle und überpinseln sie mit etwas glitzernder Positivität.
Doch unsere wahren Gefühle bahnen sich immer ihren Weg – wenn wir sie dauerhaft wegdrücken, begegnen sie uns eben irgendwann z. B. in Form einer Krankheit oder kleiner “Wehwehchen” wieder.
Es ist also wichtig, unsere wahren Gefühle anzuerkennen und positives Denken in dem Maße zu praktizieren, wie es uns tatsächlich gut tut.

Und um das wahrzunehmen, braucht es Achtsamkeit uns selbst und unseren Gefühlen gegenüber.

4 – Den Blick nach innen gerichtet

Achtsamkeit ist der Schlüssel. Für alles, was ich oben beschrieben habe, genauso wie für das ganze Leben:
Nur, wenn wir achtsam mit uns selbst sind – damit, was in unserer Gefühls- und Gedankenwelt vorgeht und wie sich das in unserem Körper und unserer Interaktion mit anderen zeigt -, können wir wirklich in unserem besten Sinne agieren. Ohne Achtsamkeit hingegen gehen wir im Autopilot-Modus durch die Welt und reagieren nur, statt zu agieren.

Nur durch meine Achtsamkeitspraxis konnte ich dieses Jahr
– einschätzen, wie viele und welche Informationen mir gut tun,
– die Lage der Welt akzeptieren, ohne zu resignieren,
– meinen Fokus auf das Positive lenken, ohne in die toxic-positivity-Falle zu treten und
– mental und physisch gesund durch dieses heftige Jahr und sogar den November gehen.

Achtsamkeit ist eine Praxis, eine Gewohnheit – das heißt, sie will regelmäßig “gepflegt” werden. Und sie kann so vieles sein – im Prinzip alles, was du ganz bewusst tust. Alles, wobei deine Aufmerksamkeit ganz auf einer einzigen Sache liegt, du ganz im Moment bist und du dich, deinen Körper, deine Gedanken, deine Gefühle oder auch deine Umgebung ganz bewusst wahrnimmst.

Die (aktuellen) Bestandteile meiner Achtsamkeitspraxis sind:

Meditieren: am liebsten geführt, damit mein Geist wirklich ganz loslassen kann und dennoch immer wieder zum jetzigen Moment zurückgeholt wird, wenn die Gedanken abschweifen (was mir echt oft passiert und btw völlig normal ist),

Journaling: Dankbarkeitstagebuch und täglicher “Check-out” mit “Ein guter Tag” (unbezahlte Werbung), manchmal auch ausführlicher zu einer bestimmten Reflexionsfrage/einem Thema,

Bewegung: Yoga, Stretching, tanzen, Spaziergänge; meistens ohne Leistungsanspruch à la “Push it! Noch 10 Wiederholungen”, sondern wahrnehmend: Was tut mir heute gut?,

Mini-Check-ins über den Tag verteilt: kurz innehalten, ein paarmal tief durchatmen, in mich reinspüren: Welche Bedürfnisse nehme ich wahr? Wie geht es mir und was brauche ich gerade?; anfangs mit Handy-Erinnerungen, um dran zu denken, mittlerweile brauche ich die nicht mehr, weil ich diese Praxis so verinnerlicht habe 😍
und

Zeit in der Natur: Spaziergänge und Wanderungen ohne Leistungsanspruch und oft ohne bestimmtes Ziel – dafür mit zahlreichen Stopps auf dem Weg und ganz viel Wahrnehmen: Was sehe ich in der Natur um mich herum? Was fühle ich in mir? Wie geht es mir und was brauche ich? Was lehrt die Natur mich heute?

Ich spreche übrigens ganz bewusst von meiner “aktuellen” Achtsamkeitspraxis, denn Veränderung ist ein ganz natürlicher Teil davon: Wir Menschen verändern uns stetig, da ist es nur logisch, dass sich auch ändert, was uns gut tut.

Außerdem ist eine Gewohnheit nicht zwingend etwas, was wir jeden einzelnen Tag tun: Ich hatte dieses Jahr immer mal wieder Phasen, in denen ich den einen oder anderen Bestandteil meiner Achtsamkeitspraxis vernachlässigte oder schlicht nicht in dem Ausmaß brauchte. Es gab ganze Wochen, in denen ich nicht meditiert oder gejournalt habe – und dennoch zählen beide zu meinen liebsten Gewohnheiten.

Wichtig ist, das richtige Maß für sich selbst zu finden – und achtsam und liebevoll mit sich zu sein, wenn man eine Gewohnheit “schleifen lässt”.
Dann wiederum lohnt sich der Blick dahinter: Warum ist das gerade so? Warum will oder wollte ich diese Sache in meinen Alltag integrieren? Kam dieses Bedürfnis aus mir selbst, oder habe ich irgendwo aufgeschnappt, dass “man” das tun sollte, um z. B. einen “gesunden Lifestyle” zu pflegen? Passt diese Sache zu mir und meinem Leben? Wie sieht es mit Umfang und Frequenz aus? Gibt es Alternativen, die die gleiche Wirkung erzielen und besser zu mir passen? Ist es an der Zeit, diese Gewohnheit entsprechend anzupassen oder ganz auszumustern? Oder hindert mich eine Angst daran, ihr in meinem gewünschten Maß nachzugehen? Wie fühle ich mich beim Praktizieren dieser Sache? Was nehme ich in meinem Körper wahr?

All diese Fragen haben mich dieses Jahr viel und oft beschäftigt.
Dabei habe ich gelernt: Sie mögen wie Störfaktoren wirken – wie etwas, was mich von meinen Gewohnheiten abhielt. Doch in Wahrheit SIND diese Fragen pure Achtsamkeit. Immer wieder spüren, atmen, sein. Mitnehmen, was mir dienlich ist, anpassen, was angepasst werden darf, und loslassen, was ausgedient hat.

Wie steht es um deine Achtsamkeitspraxis?

5 – Druck raus- und Auszeiten genommen

Nicht nur meine Gewohnheiten – jeden Bestandteil meines Lebens habe ich im Laufe des Jahres regelmäßig unter die Lupe genommen. Nämlich immer dann, wenn etwas “klemmte”. Nach meinem “Business-Starter-Sprint” im Jahr 2021, der mich doch nur wieder an den Rande des Burnouts brachte (weil ich den Ratschlägen anderer nachjagte, anstatt auf mein Inneres zu hören), nahm ich besonders im Beruflichen dieses Jahr den Druck raus.

Das heißt, hier ließ ich besondere Achtsamkeit walten und trat weit früher auf die Bremse als letztes Jahr. Ich ließ es generell langsamer angehen und nahm mir immer mal wieder Auszeiten – die beste davon war die eine Woche im Sommer, die ich ganz alleine in einem Ferienhäuschen inmitten der schönsten Natur verbrachte. 😍

Deutlich mehr Umsatz als im letzten Jahr habe ich dieses Jahr zwar nicht erwirtschaftet, aber: Mir geht es auf allen Ebenen viel besser UND meine innere Sicherheit, mein unerschütterliches Vertrauen in meinen Weg ist zurückgekehrt!
Das hatte letztes Jahr nämlich unter all dem “Ich sollte” und “Ich könnte” und all dem Scheitern, weil ich diesen Ansprüchen nicht gerecht wurde, ziemlich gelitten.

Wo darfst du öfter auf die Bremse treten?

Kein Novemberblues? Kein Zufall!

Zusammengefasst lässt sich sagen: Dass es mir dieses Jahr im November wesentlich besser ging als in den letzten Jahren, war keineswegs Zufall.

All die Dinge, die ich das ganze Jahr über geübt und gefestigt habe, haben für einen körperlich und geistig gesunden Grundzustand gesorgt, den ich in dem Ausmaß noch nie zur Verfügung hatte!
Ich habe dafür gesorgt, mich in mir sicher zu fühlen. So sicher, dass ich den Stürmen im Außen – in diesem Fall der zunehmenden Dunkelheit und Kälte, aber auch alldem, was in der Welt gerade vor sich geht – mit Gelassenheit begegnen konnte.

Schönes Wetter und Hochzeits-Vorfreude kamen als Sahnehäubchen obendrauf – aber mit diesem Grundzustand, dieser guten und sicheren Verbindung zu mir selbst, weiß ich: Auch künftige dunkle Monate werde ich gut überstehen.

Ob es der Trubel um Weihnachten und den Jahreswechsel ist, die dunkle Jahreszeit dir aufs Gemüt drückt oder du unabhängig davon eine stressige Phase hast:
Ich wünsche dir, dass du gut für dich sorgen und diese Phase für dich möglichst gut gestalten kannst.

Wenn auch du mehr Sicherheit in dir schaffen möchtest und dir auf diesem Weg Begleitung wünschst: Meld‘ dich gerne hier zu deinem Kennenlerngespräch an – genau das ist das Thema meiner neu konzipierten 7-Wochen-Coaching-Begleitung „sicher in dir“.

Was nimmst du aus diesem Artikel mit?

Ich freue mich auf deine Rückmeldung.

Alles Liebe,

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